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Wie wir Unsicherheit besser aushalten

Steve Jobs soll gesagt haben: „In den letzten 33 Jahren habe ich jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich gefragt: “Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich auch das machen wollen, was mir heute bevorsteht?” Und wenn die Antwort für zu viele Tage am Stück “Nein” lautete, wusste ich, dass ich etwas ändern musste.“ Was würdest du antworten?

 

Ehrlich gesagt stellte ich mir die Frage unter einer so dramatischen Prämisse noch nicht. Aber ich hatte Phasen im Job, die echt ätzend waren. Da ging es nicht um übliche Nervereien, sondern fundamentale Zweifel. Ich habe dann ja auch zwei Mal einen Big Shift hingelegt. Von der Marketing-Karriere-Frau zur Karriere Coachin à la höher-schneller-weiter. Das war vor ca. 15 Jahren. Und den zweiten vor rund vier Jahren. Da merkte ich, dass mein Wofür oder Purpose oder wie immer du es nennen möchtest, noch nicht erfüllt wurde. Ich fand‘ es heraus und mein Dreiklang heißt ja heute tiefer-bewusster-echter.

 

Es geht um Potenzialentfaltung und Chancengerechtigkeit sowohl im Beruflichen als auch im Privaten. Um ein NEUES NORMAL LIFE&CAREER. DoubleCareer Paare haben da besondere Herausforderungen, jedenfalls arbeite ich zunehmend mit Eltern in der Lebensmitte in diesem Lebensmodel.

 

Doch zurück zu dem Gedanken von Steve Jobs.

 

Er stößt ja das Thema Veränderung an, wenn wir im Leben und damit auch im Job länger am Stück nicht zufrieden oder erfüllt sind. Wie ist das denn bei dir, wenn du dich heute fragen würdest: Wäre heute mein letzter Tag auf Erden, würde ich das tun, was mir bevor steht? Wie würde deine Antwort lauten?

Und wenn dabei heraus käme, dass es Zeit für eine Veränderung ist, würdest du es wagen, angehen? Oder am Bestehenden rumschrauben, wegatmen, was dich stört, bis es erstmal wieder weniger schlimm oder vielleicht sogar gut ist?

 

Veränderungen brauchen meistens Druck von Außen

Du kennst das: eine Veränderung, die uns echt aus der viel zitierten Komfortzone schießt, gehen wir nur an, wenn es entweder echt Druck von Außen gibt, wir einen ziemlich unangenehmen Painpoint damit los werden oder das Neue einfach unverschämt attraktiv ist. Es ist auf der einen Seite eben sehr mühsam, etwas Neues anzustoßen. Und zudem entsteht Unsicherheit, weil wir ja nicht zu 100% wissen, was uns erwartet.

 

Es gibt da ein tolles Modell aus der Chaostheorie, das das sehr gut veranschaulicht:

 

Stell dir eine Sinus-Kurve vor. Links davon liegt eine Kugel an ihrem Ruhepunkt. Das ist der Status Quo. Gemütlich, ruhig, verortet. Nun kommt von der Seite ein Stoß, der die Kugel in Bewegung bringt. Es braucht Energie, damit sie die Steigung nehmen kann. Ganz oben, an dem Scheitelpunkt, ist sie für einen Moment haltlos. Diesen Punkt muss sie erreichen, um auf der anderen Seite anzukommen, sonst rollt sie ja zurück.

 

Das ist dieser Punkt, wo es beim Achterbahnfahren völlig irre im Bauch kribbelt. Kennst du den? Oder wenn du mit dem Auto schnell über einen Hubbel fährst, dann ist da dieser Bruchteil einer Sekunde, wo meinen Girls immer vor ängstlichem Vergnügen quietschten. Ich glaube du weißt jetzt, welcher, richtig? Jedenfalls: Am Scheitelpunkt haben wir den Punkt der maximalen Instabilität erreicht und nur dort beginnt eine innerer Lern- und Veränderungsprozess, der uns über den Scheitelpunkt trägt.

 

Wir müssen also für diese Phase oder diesen Moment alle Sicherheiten aufgeben (können).

Mehr noch: Mit dem Ziel, auf der anderen Seite auf einem sog höheren Level anzukommen.

 

Kurz zwei Beispiele:

  • Ein Jobwechsel von der Teamleitung zur Abteilungsleitung. Am Scheitelpunkt könnte die Angst vor 50 statt 10 Mitarbeitenden stehen und wie man die führen kann. Das höhere Level liegt auf der Hand, richtig?
  • Eine Kündigung, um zu gründen. Am Scheitelpunkt die Angst vor allem Unbekannten, Misserfolg, Workload etc. Das nächste Level liegt auch hier auf der Hand – man wächst beruflich und persönlich.

Welche  Beispiele kennst du aus eigener Erfahrung? Was hat dazu geführt, dass du den Moment der Unsicherheit da oben am Scheitelpunkt überwunden hast?

 

Drei Tipps, um mit Unsicherheit besser umgehen zu können

Ich habe vor einigen Tagen das Thema in meinem auf LI-Netzwerk abgesprochen und auch das Modell kurz skizziert. Auf meine Frage "WIE HALTEN WIR UNSICHERHEIT BESSER AUS?" bekam ich ein paar sehr wertvolle Antworten:

  1. Der Verlust von Sicherheit, ist ein haltloser Zeitpunkt oder Zeitraum zwischen Vertraut und Anders. Lisa Guenther wie darauf hin, dass wir es auch so betrachten können: es ist eine Phase, ein Moment, etwas Dynamisches und nichts, das der Situation oder uns anhaftet. Also: Keep that in mind!
  2. Etwas tun, das Machbar ist in einer wilderen, unsicheren Zeit. Selbstwirksamkeit erfahren. Auch das stärkt innerlich, ergänzte sie noch.
  3. Akzeptanz und Neugierde schrieb Mourad Bihman. Auch das gefiel mir sehr. Akzeptieren, was ist hat etwas stark Achtsames. Und die Neugierde auf das, was danach kommt ist ein fantastischer Treiber.

Mir geht es so: Ich bin ja sehr positiv veranlagt, auch ticke ich eher prozess- denn ergebnisorientiert, bin also voll drin im Moment. Und kann ganz gut achtsam sein. Vielleicht hilft das, die Angst vor Haltlosigkeit nicht so groß werden zu lassen. Denn ich bin immer schon sehr veränderungsunerschrocken. Dafür ist meine Challenge der Vorwärts-Drive. Weißt, wie ich's meine?

 

Hast du weitere Tipps, wie wir in unsicheren Zeiten, Zeiten des Wandels die Phasen der Unsicherheit besser aushalten? Damit wir wachsen und uns entwickeln können? Dann schreibe mir bitte unbedingt. Ich bin wirklich dankbar und gespannt auf neue Methoden, Tipps etc., die helfen, Unsicherheit besser zu handeln. Ach ja, und die für den Vorwärts-Drive interessieren mich auch:-).

 

Heute verabschiede ich mich mit einem zweiten Zitat von Buddha – Siddharta Gautama:

 

 „Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken.

Mit unseren Gedanken formen wir die Welt.“

 

Für heute wünsche ich dir, dass du in dieser unsicheren Pandemie-Zeit denken kannst: Ich schaff das, es wird wieder gut sein, ich kann mich auf andere verlassen, ich werde wachsen.

 

Deine Cornelia

 

 

Foto von Conor Luddy auf Unsplash