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Wie du deinen Kurs bestimmst

Vielleicht liest du dies gerade kurz nach deiner Mittagspause mit KollegInnen. Oder dem dritten Business-Lunch in dieser Woche. Am liebsten hast du mittags aber eine Stunde Ruhe! Oder du hast gerade zwei Stunden den Geschichten deines Sitznachbarn in der Bahn gelauscht. Eigentlich hättest du dich vor deinem Kundentermin dringend noch etwas besinnen und vorbereiten wollen.

 

Mhhhhm, wer hat da den Kurs bestimmt, die Führung übernommen?

 

Du ahnst schon, worauf ich hinaus will. Seufzend, augenrollend vermutlich. „Ihr Coaches habt immer leicht reden“, meinte mal ein Klient zu mir, der im Grunde wusste, welche Hebel er umlegen müsste.

 

Theoretisch ist dir oft klar, was du ändern könntest. Wie im Falle der Mittagspause bzw. der Bahnfahrt eben einfach: nicht mit den Anderen essen zu gehen und dem Vielredner in der Bahn freundlich den Mund zu verbieten. Dies hindert dich vermutlich manchmal daran: Vermeidung oder Autopilot.

Du musst deine Bedürfnisse kennen, nur so kannst du deinen Kurs bestimmen.
Du musst deine Bedürfnisse kennen, nur so kannst du deinen Kurs bestimmen.

Selbst steuern statt Autopilot

 

Nun ist es so. Der Autopilot ist mächtig. Er übernimmt eben automatisch die innere Führung (manchmal macht das Sinn). Es fehlt die bewusste Handlung. Unter gesunden und normalen Umständen kannst du dafür sorgen, das Steuer in der Hand zu halten. Das ist natürlich in Ausnahmezuständen herausfordernder. Aber gehe mal vom ganz normalen Wahnsinn im Alltag aus. Deine Königsfrage lautet dann:

 

"Was will ich wirklich? Jetzt?"

 

Die meisten Menschen, mit denen ich darüber sprach, erkannten: sie nehmen sich nicht die Zeit für diesen kurzen Moment der Innenschau. Du musst ja bspw. nicht sofort regieren, wenn dich die Kollegin fragt, ob du mittags mitkommst. Nimm' dir vor, statt spontan überlegt zu antworten und probiere ein: „Ich sag‘ dir in 10 Minuten Bescheid, ob’s passt.“ Schon hast du den Autopiloten ausgetrickst. Die Kollegin wird dein „Nein, Danke. Heute mag ich alleine essen gehen, weil ich etwas Ruhe brauche“ hoffentlich verstehen. Falls nicht, dann ist das definitiv nicht deine Baustelle.

 

Wenn du also mittags am liebsten Zeit für dich hast – plane wann immer möglich nur ein, zwei Lunchtermine ein. Und wenn du auf deinen Businessreisen keine Unterhaltungen mit Mitreisenden magst, lächle und sage „Ich möchte jetzt etwas Ruhe haben.“

 

Ein Klient mit einem sogenannten "Sei gefällig-Antreiber" hatte einen Kollegen, der im Gegensatz zu ihm Frühperformer ist und ihn regelmässig morgens mit seinen Ideen bombardierte. Als er ihn über seine Performance-Zeiten aufklärte und um Verständnis dafür bat, verabredeten sie ein wöchentliches Zeitfenster.

 

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass dich die Reaktion der Anderen (z. B. dein Frühperformer-Kollege oder die Lunch-KollegInnen) überraschen werden. Wahrscheinlich wirst du nicht immer deine Bedürfnisse erfüllt sehen, doch die Quote wird deutlich besser werden.

 

Trainiere dein Bewusstsein auf Wollen

 

Nun weiten wir den Blick von den kleinen Alltagssituationen hin zum großen Ganzen. Für ein glückliches, selbstbestimmtes Leben ist in hohem Maße die Qualität unserer Beziehungen entscheidend, wie ich neulich hier beschrieben habe. Und wer seine (wahren) Bedürfnisse kennt und in den Mittelpunkt des Lebens stellt, lebt zufriedener. Du darfst dir also ausdrücklich und regelmäßig die Frage stellen:

 

Was will ich wirklich?

 

Entwickle Routinen. Frage dich zum Wochenbeginn jeweils. So kannst du deinen „Bedürfnis-Alarm“ vorab aktivieren und dich auf ein vielleicht notwendiges Nein-sagen oder Mehr-davon einstellen. Du wirst sehen, das klappt schon bald viel leichter.

 

Frage dich auch quartalsweise oder jährlich. Entdecke deine grundsätzlichen Lebensbedürfnisse.

 

Entscheidend ist Bewusstheit.

 

Und die braucht Innehalten, auch achtsam zu sein mit sich selbst. Dies passiert, wenn du dir im Klaren bist, was du brauchst und dir wünscht: Du entscheidest, du machst oder eben nicht, du veränderst oder machst Frieden mit dem, was ist. Sei fair und kommuniziere achtsam, teile dich mit und hole Betroffene ins Boot. Deine Bedürfnisse stehen dir nicht auf der Stirn geschrieben. Insgesamt wirst du

  • zufriedener sein, beruflich und privat.
  • gut für deine Beziehungen sorgen.
  • gut für dich sorgen.
  • Deinen Alltag bewusster gestalten.
  • für Andere klar sein.

Du hast bessere Tage. Und ein besseres Leben. Das ist doch das Betreten von Neuland wert, oder?

 

Wie du herausfinden kannst, was dir wirklich wichtig ist und dir Selbstführung besser gelingt, dazu habe ich beim nächsten Mal ein paar Impulse für dich. Bis dahin – all the best!

 

Ahoi und herzliche Grüße,

Cornelia

 

Bildquellen: milkovi-644005-unsplash und bobby-burch-319840-unsplash