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Weniger Tempo in der Rushhour des Lebens

Unter der Rushhour des Lebens wird ja die Lebensphase verstanden, in der wir einfach unsagbar viel an den Hacken haben: den Aufbau oder Ausbau der Karriere, einen Jobwechsel und Weiterbildungen. Und als Elternteil ist das die Familienphase, in der die Kids noch recht viel deiner Zeit und Betreuung brauchen. Für Viele stehen Umzüge an, ein Hauskauf oder -bau. Und täglich geht es darum, im Beruf das Beste zu geben und das Privatleben zu genießen bzw. zu managen. Der Hut muss also ganz schön groß sein.

 

Bei all dem Trubel merken wir von Zeit zu Zeit, dass unsere Beziehung und Freundschaften oft viel zu kurz kommen. Von der regelmäßigen Zeit für uns selbst oder Interessen mal ganz abgesehen. Es ist einfach zu viel los.

 

Wie du Tempo rausnehmen kannst

Was also können wir tun, um bei extrem viel Verkehr in der Rushhour des Lebens möglichst heil anzukommen und bei einem Stau die Nerven zu behalten?

 

Oberflächlich betrachtet: Disziplin. Setze dir Regeln und halte sie möglichst konsequent ein. Hier ein paar Beispiele wofür:

  • Tägliche, kleine Auszeiten

Seit Jahren finde ich jeden Tag einmal 15 Minuten Zeit, um Ruhe bzw. Stille zu haben. Und wenn ich dafür rechts ran fahre (das meine ich nicht sprichwörtlich). Auch an langen Tagen finde ich meine kleinen Auszeiten. Neulich war ich auf einer Konferenz, da habe ich statt die ganze Mittagspause mit Allen zu verbringen, einen kurzen Spaziergang gemacht. Und mein frühmorgendlicher walk mit unserer Findehündin ist mein heiß geliebter, stiller Tagesbeginn.

  • Nein-sagen

Ein klares Ja oder Nein ist erlaubt. Beruflich und privat. Oft fußt ein falsches Ja auf deinem Kopfkino: Was könnten Andere denken? Was wird passieren, wenn du Nein sagst. Deine Mitarbeitenden sind erwachsen, dein/e Partner/in ebenfalls. Im Zweifel werden sie sich für ihre Ziele oder Wünsche einsetzen, dann kann man verhandeln.

  • Regelmäßiger Ausgleich

Mindestens drei Mal pro Woche nehme ich mir Zeit für MICH! Dann fahre in zur Reiterei. Dort verausgabe ich mich körperlich und schalte total ab. Zeit mit Freunden, Kulturelles und spontane, kleine Fluchten mit meinem Mann (und unseren Kids) befördern die Arbeit auf ihren Platz: sie ist nicht alles!

  • Rituale

Von einem Klienten habe ich gelernt, wie cool es ist, morgens die blödesten Aufgaben als erstes zu erledigen. Das macht den Kopf frei und fühlt sich schonmal nach einem Erfolgserlebnis an.

  • Echt kommunizieren

Etwas komplexer ist die Sache mit der Kommunikation: Teile dich mit. Das ist nur fair, denn nur so wissen z. B. Kollegen, was du brauchst oder wie es dir geht und sie haben viel eher z. B. Verständnis dafür, dass du auf deiner wilden Fahrt mal rechts raus fahren musst. Oder sie begleiten dich und unterstützen dich ein Stückweit, damit du gut ankommst.

  • Dinge mal aussitzen oder liegen lassen

Was banal klingt ist doch für Viele schwierig: Dinge öfter mal liegen lassen. Man wird viel seltener in Handschellen abgeführt, gefeuert, enterbt und geschieden, als man glaubt.

 

Nun sind meine Tipps für dich vielleicht nicht neu oder sie passen nicht zu dir. Vielleicht versuchst du das eine oder andere immer wieder und du fällst in alte Gewohnheiten zurück. Wie sympathisch und menschlich! Der Rausch der wilden Fahrt in dieser Lebensphase ist eben mächtig. Ich sagte ja, oberflächlich betrachtet braucht es NUR die Disziplin, z. B. öfter mal Nein zu sagen oder Auszeiten zu nehmen.

 

Gönn dir kleine, regelmässige Auszeiten.
Gönn dir kleine, regelmässige Auszeiten.

Warum Disziplin alleine nicht reicht

Was hält uns also davon ab, diszipliniert zu sein und immer wieder das Tempo zu drosseln? Schließlich ist es auf Dauer anstrengend, ständig im „roten Bereich“ zu fahren?

 

Es ist ein Autopilot in uns. Und der ist programmiert von – du hast das Wort schon oft gehört – Glaubenssätzen. Mach es allen recht z. B. oder Beeil dich. Sei stark lautet ein anderer. Die kommen eben besonders dann in Fahrt, wenn wir gestresst sind. Dann greift unser Unterbewusstsein auf diese seit Kindesbeinen bewährten Strategien zurück. Die haben ja durchaus ihre Aufgabe. Doch wenn sie kontraproduktiv wirken, dann sollten wir ihnen auf die Schliche kommen. Und schrittweise lernen, ihnen sogenannte Erlauber entgegenzusetzen, unser inneres Betriebssystem also mit einem neuen Programm austricksen.

 

Und es ist die Trägheit, die den Status Quo so lange pflegt, wie er erträglich ist.

 

Bewusstheit ist der Schlüssel

Zu der Disziplin kommt also noch Bewusstheit. Bewusstheit für deine Bedürfnisse, deine Eigenart und deine Motive. Bewusst zu sein können wir ganz gut trainieren. Es geht ja ums Wahrnehmen. Und in der Achtsamkeitslehre heißt es zudem: Das Wahrgenommene nicht zu bewerten.

 

Nimm dir Zeit

Dafür dürfen wir uns Zeit lassen, langsamer sein. Wahrnehmen, was gerade jetzt in dir passiert. Und dich wie ein Adler, der wachsam über dir kreist, zu betrachten.

 

Das alleine ist vielleicht schon eine neue Herausforderung und reicht erstmal als Übung. Denn wenn du es gewohnt bist, meistens links außen zu fahren, wird dir das langsamere Tempo komisch vorkommen. Doch nur so kannst du deine Empfindungen wirklich wahrnehmen, deinen Herzschlag spüren, deine Kaumuskeln, deine Wachheit und Müdigkeit.

 

Auf der Startseite meiner Internetseite findest du eine kurze Auszeit zum Hören. Sie schenkt dir ein paar Minuten, lässt dich runterfahren. Vielleicht ist das ein Anfang?

 

Wenn du Fragen hast, dann schreibe mir oder rufe mich an.

 

Alles Gute für dich,

Cornelia

 

Fotos: bench_robin-schreiner-796199-unsplash, people_jose-martin-ramirez-c-651-unsplash